Montag, 11. April 2011

Eine Kreuzfahrt die ist lustig...

Sa, 9.4.2011

Verhaltensforschung. Chinesen lassen die Türen iher Zimmer offen, treffen sich und rauchen eine oder karteln ne Runde und machen dabei tüchtig Krach und qualmen solange, bis ein dichter Nebel entsteht. Das ist auch auf der Toilette so. Die öffentlichen WC sind sehr kommunikativ ausgestattet, mit halbhohen Mäuerchen zwischen den Löchern im Boden, so dass der Chinese in der Hocke prächtige unterhalten kann, während er sein Geschäft verrichtet. Privatsphäre muss in China erst erfunden werden.

Verhaltensforschung II: Wenn Westler mit chinesischem Essen auf einem Kreuzfahrtschiff in China konfrontiert werden, sind diese erst mal irritiert, wenn nicht sogar vollkommen konstaniert. Da darf dann kein Chilli dran sein, oder muss alles warm sein (es gibt halt auch kalte Gerichte), morgens muss Toastbrot her, natürlich tüchtig getoastet, und Rüchreier müssen auf den Tisch. Bloß keine Dumblings oder ne Suppe zum Frühstück, da würde man ja nur wie 1,4 Milliarden Chinesen frühstücken. Geht ja gar nicht! Und das anhaltende Genörgel dieser Westler geht so manch anderem Westler so auf den Senkel, dass jetzt schon klar ist, dass Gruppenreisen in Zukunft mit Engländern oder Australiern auszuschliessen sind.

Dann erreichen wir den fetten "Drei Schluchten Damm", der von den Tourguides pflichtbewusst nur gelobt wird. Und gebaut wurde der eigentlich nur wegen der vielen Überschwemmungen, die vielen Menschen das Leben kosteten. Das bisschen Stromerzeugung von 18.000 Megawatt spielt da natürlich nur eine untergeordnete Rolle. 3% des elektrischen Energiebedarfs werden aus dem Kraftwerk gedeckt. Geplant waren 10%. Aber nach 20 Jahren Bauzeit sind Planungen dann halt doch mehr Wunschvorstellungen. Kein Wort verliert der Guide zu gefluteten Städten, Umweltproblemen (wen interessieren schon Fische und Amphibien, rutschende Hänge) und ein paar hunderttausend Leute, die jetzt in noch häßlicheren Städten leben müssen oder irgendwelche Ruinen. Aber die Umgesiedeldten freuen sich natürlich, da sie jetzt mit Gas kochen können, die Wohnungen viel größer sind und auch Kentucky Fried Chicken eine Filiale im neuen Wushan hat und die Kids deswegen nicht mehr nach Shanghai müssen.

Irgendwann Abends gings dann weiter in die Schleuse, um die 130m Höhenunterschied in 5 Schritten zu überwinden. Die riesigen Tore erinnern dabei mehr an Sience Fiction oder Herr der Ringe, als an eine simple Schleuse. Bei einer unfreiwillig komischen abendlichen Unterhaltungsshow (hey, das ist eine Kreuzfahrt, da gehört das dazu) durfte ich auch den Affen machen und bei einer Art Reise nach Jerusalem haben sich doch Chinesen wie Westler gefreut, zumindest die nicht "freiwilligen", die zu diesem Programmpunkt der "Show" aufgefordert wurden. Dann gabs noch ein paar Tassen gepimpten Tee auf dem Sonnendeck, das nachts in der Schleuse mehr eine Training für die Lungen war, denn die Diesel Abgase von 5 Schiffen hingen gut in den Schleusen drin. Ne Runde UNO förderte dann noch die Gruppendynamik, wobei sich schon 2 Grüppchen herausgebildet haben: die etwas lockerern und die Essensnörgler. Dann kam noch der junge chinesische Schiffsfotograf dazu und hat uns erst mal erklärt, das wir deutschen doch voll Stolz auf dieses Schiff sein können. Das Teil ist zwar 20 Jahre alt, ist aber immer noch zuverlässiger unterwegs als die neueren chinesischen Boote. Na wer sagts denn, "Made in Germany" ist halt doch was wert.


So, 10.4.2011

Früh aufstehen war angesagt, um irgend eine der 3 tollen Schluchten zu sehen. Äh, immerhin war der Sonnenaufgang hinter der dicken Abgaswolke des Schiffes auch mal ne Erfahrung. Irgenwann später bei der Stadt Wushan sollten wir auf ein kleines Boot umsteigen, um die "kleinen 3 Schluchten" in einem Zufluss des Jangtze anzuschauen. Das ganze ist halt dermasend entspannend, dass man schon mal eine "Sehenswürdigkeit" verschläft. Ist aber auch egal, auf dem Rückwegs gibts das noch mal zu sehen, für die Schläfer oder diejenigen, die das Prinzip "Tal mit Wasser drin" noch nicht verstanden haben. Dann ab zum Mittagessen (die Nörgelei findet leider kein Ende, aber gut so, bleibt mehr für mich und mir schmeckts) und bald wieder runter vom Boot, um in einer Stadt Proviant aufzunehmen, denn die Bierpreise sind auf dem Schiff ungeheuerlich 4€ für 0,33l Bier, dass wie Spülwasser schmeckt! Tsingtao Bier kann man trinken (aber auf Alkoholgehalt achten, nicht das Light Beer erwischen, siehe Spülwasser), das haben die Deutschen 1909 in iher tollen Kolonie angefangen zu brauen. Irgendwie konnten wir dann erst doch nicht vom Schiff und dann aber ganz schnell und dann sollten wir schnell noch mit kleinen Bussen den Hügel hochfahren um einen tollen Blick auf den Fluss zu haben, wie dieser denn auch auf dem 10 Yuan Schein abgebildet ist. Dieses ständige hin- und her und fremdbestimmte geht uns langsam auf die Nerven, und Susi war dann echt angenervt. Auf dem Aussichtspunkt haben wir dann die Aussicht gut sein lassen und haben uns unter eine Horde von Schülern gemischt, die vor einem dutzend Essensständen rumwuselten. Susi meinte, so muss es sein wenn Paris Hilton sonst irgendwo auftaucht. Während die Chinesen geglotzt und gekichert haben, fanden wir Baba Fladen, mit irgendwas leckerem drin. Das konnte Susis Stimmung auch nur kurzzeitig heben, und so lassen wir heute Abend das Dinner und die bestimmt unvergleichliche Karaoke Show sausen, um bei Bier und Rum und den restlichen Vorräten mal von dem Gruppendings Abstand zu bekommen.

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